Google wird künftig individuelles Tracking verhindern

Google Chrome will das World Wide Web datenschutzfreundlicher machen. Der Internet-Riese läutet das Ende der Cookies von Drittanbietern ein. Mehr Privatsphäre für alle User sei das Ziel.

Gestern veröffentlichte David Temkin, Director of Product Management, Ads Privacy and Trust bei Google, in seinem Google-Blogbeitrag: »Auf dem Weg zu einem datenschutzfreundlicheren Web«, dass Google das Tracking von Nutzerverhalten im Netz zu Werbezwecken nicht mehr unterstützen wolle.

Aus einer Studie des Pew Research Center, die Mitte November 2019 erschienen ist, geht hervor, dass rund 81 Prozent der amerikanischen Bürger und Bürgerinnen der Meinung sind, dass die potenziellen Risiken, denen sie aufgrund der Datensammlung durch Unternehmen ausgesetzt sind, die Vorteile des Internets überwiegen. Diese Studie scheint dem Trust-Manager von Google ordentlich zu denken gegeben haben: Er schreibt: »Wenn sich die digitale Werbung nicht weiterentwickelt, um den wachsenden Bedenken der Menschen hinsichtlich ihrer Privatsphäre und der Nutzung ihrer persönlichen Identität Rechnung zu tragen, riskieren wir die Zukunft des freien und offenen Webs.«

Chrome hat im letzten Jahr angekündigt, die Unterstützung für Cookies von Drittanbietern zu entfernen und Google habe mit der gesamten Branche an der Privacy Sandbox gearbeitet, um Innovationen zu entwickeln, die die Anonymität schützen und gleichzeitig Ergebnisse für Werbetreibende und Publisher liefern sollen. Dennoch habe der Tech-Riese immer wieder Fragen erhalten, ob Google sich anderen Unternehmen der Werbe-Technik-Branche anschließen würde, die Cookies von Drittanbietern durch alternative Identifizierungsmerkmale auf Nutzerebene ersetzen wollen. »Heute stellen wir klar, dass wir nach der Abschaffung der Cookies von Drittanbietern keine alternativen Identifizierungsmerkmale erstellen werden, um Personen beim Surfen im Internet zu verfolgen und dass wir diese auch nicht in unseren Produkten verwenden werden«, sagt Temkin dazu.

Dem Unternehmen sei bewusst, dass andere Anbieter noch immer eine Ebene der Benutzeridentität für die Verfolgung von Werbung im Web anbieten können, die Google aber nicht anbieten werde, etwa PII-Diagramme, die auf den E-Mail-Adressen von Personen basieren. Temkin glaubt nicht, dass diese Lösungen den steigenden Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf den Datenschutz gerecht würden, noch werde sie den sich schnell entwickelnden regulatorischen Beschränkungen standhalten und seien daher keine nachhaltige, langfristige Investition. Stattdessen würden die Web-Produkte von datenschutzfreundlichen APIs angetrieben, die individuelles Tracking verhinderten und dennoch Ergebnisse für Werbetreibende und Publisher liefern würden.

»Menschen sollten nicht akzeptieren müssen, im gesamten Web verfolgt zu werden, um die Vorteile relevanter Werbung zu nutzen. Und Werbetreibende müssen nicht einzelne Verbraucher im gesamten Web verfolgen, um die Leistungsvorteile digitaler Werbung zu nutzen.«

Individuelle Identifikatoren könnten laut Temkin leicht durch Fortschritte in den Bereichen Aggregation, Anonymisierung, geräteinterne Verarbeitung und andere datenschutzfreundliche Technologien ersetzt werden: »Tatsächlich zeigen unsere jüngsten Tests von FLoC eine Möglichkeit, Cookies von Drittanbietern effektiv aus der Werbegleichung herauszunehmen und stattdessen Individuen innerhalb großer Menschenmengen mit gemeinsamen Interessen zu verstecken«, erklärt er. Chrome beabsichtige, FLoC-basierte Kohorten mit der nächsten Version noch in diesem Monat für öffentliche Tests durch Origin Trials zur Verfügung zu stellen. Im zweiten Quartal will Google beginnen, diese FLoC-basierte Kohorten mit Werbetreibenden in Google Ads zu testen. Chrome will außerdem im April die erste Iteration der neuen Nutzerkontrollen anbieten und diese Kontrollen in zukünftigen Versionen erweitern, sobald mehr Vorschläge die Origin Trial-Phase erreichen und sie mehr Feedback von Endnutzenden und der Branche erhalten würden.

»Um das Internet offen und zugänglich für alle zu halten, müssen wir alle mehr für den Schutz der Privatsphäre tun und das bedeutet nicht nur ein Ende der Cookies von Drittanbietern, sondern auch jeglicher Technologie, die dazu verwendet wird, einzelne Personen zu verfolgen, während sie im Internet surfen.«

Das wird kein generelles Ende für Werbung bei Google sein. Der Internet-Riese werde weiterhin First-Party-Beziehungen auf seinen Werbeplattformen für Partner unterstützen, bei denen sie direkte Verbindungen zu ihren eigenen Kunden haben.