vzbv: Datenschutz-Anpassungsgesetz darf deutsche Verbraucher nicht benachteiligen

Die Bundesregierung hat heute einen Gesetzesentwurf zum Datenschutz beschlossen, mit dem das nationale Recht an die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) angepasst werden soll. Ein entsprechender Referentenentwurf des Bundesministeriums des Innern war zuvor von vielen Seiten – unter anderem vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) – als inakzeptabel kritisiert worden.

Der vzbv begrüßt, dass die Bundesregierung die Kritik am Entwurf des Bundesministeriums des Innern aufgenommen und wesentliche Punkte nachgebessert hat. Unternehmen können den Nutzungszweck von erhobenen Daten nicht, wie ursprünglich vorgesehen, über die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung hinaus ändern. Außerdem wurden die bisherigen verbraucherschützenden Regelungen zum Kreditscoring in den neuen Entwurf überführt.

Gleichzeitig schränkt aber leider auch der aktuelle Entwurf Rechte von betroffenen Personen in nicht akzeptabler Art und Weise ein. Beispielsweise müssten Unternehmen Betroffene künftig nicht über eine Datenverarbeitung informieren, wenn dies einen unverhältnismäßigen Aufwand bedeuten würde. Mit dieser unklaren Definition lässt der Gesetzentwurf eine Hintertür für Unternehmen offen. Die informationelle Selbstbestimmung von Verbrauchern wird damit untergraben. Eine derartige Einschränkung der Betroffenenrechte ist aus Sicht des vzbv nicht mit der Datenschutzgrundverordnung vereinbar. Deutsche Verbraucher würden datenschutzrechtlich schlechter gestellt als Verbraucher in anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Ob der im Kabinettsentwurf vorgesehene, neue Paragraf für private Krankenversicherungen zulässig ist, erachtet der vzbv als äußerst fraglich. Diese Regelung, die auch für die Verarbeitung von Gesundheitsdaten gelten soll, ist aus vzbv-Sicht besonders kritisch zu bewerten. Die Datenschutzgrundverordnung stellt hier nämlich besonders hohe Anforderungen.

Die Regelung für private Krankenversicherungen soll eine automatisierte Entscheidung im Einzelfall ermöglichen, wenn dem Antrag einer betroffenen Person auf Erstattung der Rechnung nicht vollständig stattgegeben wird. Bislang war in diesen Fällen eine Einzelfallprüfung vorgesehen.

Der vorliegende Entwurf ist nun Gegenstand des parlamentarischen Gesetzgebungsprozesses. Die Verhandlungen sollen bis Mai 2017 abgeschlossen sein, damit die Vorschriften gemeinsam mit der Datenschutzgrundverordnung ab Mai 2018 angewendet werden können. Der vzbv wird den Prozess kritisch begleiten.

vzbv: Klage gegen WhatsApp – Verbraucher müssen Hoheit über Daten behalten

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat vor dem Landgericht Berlin Klage gegen WhatsApp eingereicht. Aufgrund der seit vergangenem August geänderten Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen sammelt und speichert das Unternehmen aus Sicht des vzbv von Verbrauchern teils widerrechtlich Daten und gibt diese an Facebook weiter. Das geschieht unabhängig davon, ob sie einen Facebook-Account haben oder nicht. Besonders kritisch: Auch Nummern von Verbrauchern, die lediglich im Telefonbuch der WhatsApp-Kunden gespeichert sind, gehen an die gesamte Facebook-Unternehmensgruppe. Die Marktwächterexperten des vzbv fordern auch die Löschung der an Facebook übertragenen Daten.

Wegen der geänderten Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen hatte der vzbv WhatsApp im vergangenen September abgemahnt. Unter anderem ging es um die Weiterleitung der Account-Informationen – insbesondere von „Nicht-WhatsApp-Nutzern“ an Facebook. Die Marktwächterexperten halten das für unzulässig, jedoch gab das Unternehmen nach Aufforderung keine Unterlassungserklärung ab.

Bedingungen unzulässig

Gegenstand der nun eingereichten Klage ist nicht nur die Löschung der weitergeleiteten Daten. WhatsApp soll ebenso unterlassen, insgesamt acht beanstandete Klauseln aus den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie gegenüber den Nutzern zu verwenden. Beispielsweise behält sich WhatsApp das Recht vor, seinen Nutzern ohne deren Einwilligung auch Werbematerial aus der Facebook-Unternehmensgruppe zukommen zu lassen.

„Neben dem Unterlassungsanspruch machen wir auch einen Beseitigungsanspruch geltend. WhatsApp soll dafür sorgen, dass die aus unserer Sicht unzulässig an Facebook übertragenen Daten gelöscht werden – vor allem die der Nicht-WhatsApp-Nutzer. Wir verlangen eine entsprechende Bestätigung“, so Carola Elbrecht, Rechtsreferentin im Marktwächter Digitale Welt beim vzbv.

Missbrauch des Vertrauens der Verbraucher

„Facebook hat im Jahr 2014 öffentlichkeitswirksam erklärt, die Nutzerdaten zwischen den beiden Diensten nicht auszutauschen. Darauf haben viele Verbraucher vertraut. Dieses Versprechen hat nicht lange gehalten“, so Elbrecht. Nach Ansicht der Marktwächterexperten wurde das Vertrauen der Verbraucher missbraucht, indem sich WhatsApp nun im Kleingedruckten die Weitergabe der persönlichen Informationen seiner Nutzer an Facebook vorbehält.

„Unsere Marktwächterexperten haben das Fehlverhalten des Anbieters erfolgreich sichtbar gemacht. Nun treffen wir uns vor Gericht wieder. Die Verbraucherzentralen haben auch bei anderen digitalen Großunternehmen schon häufig einen langen Atem bewiesen: Ob Facebook, Google, Amazon oder nun WhatsApp, wir verfolgen Rechtsverstöße – notfalls auch über alle Gerichtsinstanzen.

Das hohe Datenschutzniveau in Deutschland und Europa muss für Verbraucher gesichert werden, denn darauf vertrauen sie. Dafür setzt der vzbv sich aktuell bei der Umsetzung der EU-Datenschutzgrundverordnung ein. Verbraucher müssen die Hoheit über ihre Daten behalten.

Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung muss geschützt werden. Das werden die Verbraucherzentralen vor allem in Zeiten von Big Data verteidigen. Jeder Verbraucher muss selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten bestimmen können.“, so Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands

Oberstes US-Berufungsgericht: Microsoft darf ausländische Daten schützen

Das oberste US-Berufungsgericht hat bestätigt, dass Microsoft die in Irland gespeicherten E-Mails eines europäischen Nutzers nicht an die Regierungsbehörden herausgeben muss. Gleichzeitig forderten die Richter eine Gesetzesänderung, um dies künftig zu ermöglichen.

Microsoft hat im seit drei Jahren währenden Rechtsstreit mit der amerikanischen Regierung um die Herausgabe von E-Mails eines europäischen Nutzers einen wichtigen Sieg errungen. Als vierte und letzte Instanz hat das oberste Berufungsgericht in New York jetzt entschieden, das aktuell gültige Urteil nicht zu revidieren. Demzufolge kann die Regierung Microsoft nicht dazu zwingen, die in seinem Rechenzentrum in der irischen Hauptstadt Dublin gespeicherten E-Mails eines europäischen Nutzers herauszugeben. Anders als von zwei vorherigen Instanzen argumentiert, sei der mögliche Zugriff von Microsoft auf die Daten in seinen ausländischen Rechenzentren nicht mit deren Speicherung auf US-Hoheitsgebiet gleichzusetzen, wie es der Patriot Act und ähnliche einschlägige Vorschriften zur Wahrung der nationalen Sicherheit fordern. Allerdings war die Entscheidung des Berufungsgerichtes nicht einstimmig und könnte weitere Konsequenzen für amerikanische Cloud-Anbieter nach sich ziehen. Um künftig Risiken für die nationale Sicherheit durch die von ihnen festgestellte Rechtslage zu vermeiden, regten die Richter selbst eine Verschärfung der Gesetze an, mit der auch der Zugriff auf ausländische Rechenzentren amerikanischer Anbieter ausdrücklich möglich gemacht werden könnte. Die Chancen, dass die Trump-Administration dies umsetzt, sind hoch.

Auch Microsofts Rechtsverantwortlicher Brad Smith forderte deshalb nach dem Urteil klare Regelungen, auf die sich die Nutzer verlassen können und mit denen sichergestellt wird, dass die Gesetze anderer Länder geachtet werden. In Deutschland und Europa versucht Microsoft dem Zugriffswillen amerikanischer Behörden mit der Microsoft Cloud Deutschland vorzubauen. Bei diesem Modell werden die Daten zwar in deutschen Microsoft-Rechenzentren gespeichert, aber von T-Systems als Datentreuhändler verwaltet. Damit wird der Zugriff für die US-Behörden zusätzlich erschwert. Auch wenn das neue Urteil diese zusätzliche Absicherung, die teilweise auch mit erheblichen Zusatzkosten für die Kunden verbunden ist, unnötig erscheinen lässt, so dürfte das Modell durch die Vorschläge der Richter in Bezug auf weiterreichende Zugriffsrechte doch zusätzlichen Rückenwind bekommen.

Im vorliegenden Fall hatten die US-Behörden Microsoft bereits 2013 dazu aufgefordert, sämtliche Nutzerdaten und E-Mails des Mannes herauszugeben, da sie wegen Drogenschmuggels gegen ihn ermittelten. Das Unternehmen hatte sich mit dem Verweis auf die europäischen Datenschutzgesetze und das übliche Verfahren für internationale Rechtshilfeersuchen dagegen gewehrt und den Behörden lediglich die in den USA gespeicherten Daten zum Nutzeraccount übermittelt. Daraufhin hatte die Regierung von Barack Obama ein Gerichtsverfahren gegen Microsoft eingeleitet, um die Herausgabe zu erzwingen. Nachdem die ersten zwei Instanzen der Ansicht gewesen waren, dass Microsoft als amerikanisches Unternehmen nach dem Patriot Act unabhängig internationaler Gesetze und Vorschriften dazu verpflichtet sei, hatte die dritte Instanz diese Meinung im Sommer des vergangenen Jahres überraschend revidiert.

vzbv: Gesetzesvorschlag der EU zu Datenschutz im Internet bleibt auf halber Strecke stehen

Die Europäische Kommission hat heute einen Gesetzesvorschlag für eine Verordnung für Datenschutz in der elektronischen Kommunikation veröffentlicht. Die Verordnung soll die bisherige Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation ablösen.

Klaus Müller zur EU-Verordnung für Datenschutz in der elektronischen Kommunikation:

„Wir begrüßen, dass künftig auch Dienste wie Internettelefonie oder Instant Messaging von den schärferen Regelungen erfasst werden und nicht nur wie bisher klassische Telekommunikationsdienste. Das Auslesen von Nachrichten ist damit für alle Kommunikationsdienste ohne Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer verboten.

Leider sind jedoch die vorgeschlagenen Regelungen zum Tracking im Internet nicht konsequent. Für das Tracking soll künftig die Einwilligung der Nutzer notwendig sein, die diese über die Einstellungen ihrer Webbrowsers abgeben können. Damit sollen die nervigen Cookie-Banner auf Webseiten obsolet werden. Die EU-Kommission konnte sich aber nicht dazu durchringen, zu regeln, dass die Webbrowser stets datenschutzfreundlich voreingestellt sein müssen. Zwar müssen die Nutzer künftig bei der Installation aktiv eine der Einstellungen auswählen – in einer Umfrage der EU-Kommission hatten sich jedoch 89 Prozent der Befragten für datenschutzfreundliche Voreinstellungen ausgesprochen.“

Die neue EU-Verordnung soll ab Mai 2018 die europäische Datenschutz-Grundverordnung detaillieren und ergänzen, um das Recht auf Privatsphäre und Vertraulichkeit im Bereich der elektronischen Kommunikation sicherzustellen. Die Verordnung betrifft klassische Telekommunikationsanbieter, aber auch E-Mail-Dienste, Social Media-Plattformen und Internettelefonie und Messaging.

KPMG: Unternehmen unterschätzen Risiken massiv

Laut einer KPMG-Studie werden mehr als ein Drittel aller deutschen Unternehmen Opfer von Wirtschaftskriminalität. Größter Risikofaktor sind die eigenen Mitarbeiter.

  • Mehr als drei Viertel der Unternehmen in der Studie wähnen sich in trügerischer Sicherheit.
  • Größte Tätergruppe sind eigene Mitarbeiter mit 84 Prozent der Nennungen. Sie stecken sehr häufig mit Externen unter einer Decke

Über Wirtschaftskriminalität zu schreiben ist insofern etwas kompliziert, als der Begriff zwei sehr unterschiedliche Phänomene bezeichnet. Zum einen geht es dabei um Straftaten, bei denen Unternehmen die Opfer sind, also etwa um Datendiebstahl in großen Stil durch Cyberangriffe Externer. Zum anderen dreht sich Wirtschaftskriminalität um Straftaten durch Unternehmen, wobei die Opfer sowohl der eigene Laden als auch Externe sein können.

Die Meinungsforscher von TNS Emnid haben jetzt im Auftrag von KPMG eine Befragung von 500 Unternehmen durchgeführt, um die Entwicklung von Art und Umfang solcher Straftaten in den zurückliegenden zwei Jahren zu ermitteln.

Untreue vor Diebstahl und Unterschlagung

45 Prozent der befragten Firmen, so ein zentrales Ergebnis, waren in dieser Zeit von Wirtschaftskriminalität betroffen, also entweder Täter oder Opfer solcher Taten.

Die häufigsten Deliktarten sind Betrug und Untreue (45 Prozent), dicht gefolgt von Diebstahl und Unterschlagung mit 43 Prozent. Letztere beiden kommen bei Großunternehmen mit 63 Prozent überdurchschnittlich häufig vor. Hier sind darüber hinaus Korruptionsdelikte auf dem Vormarsch, 45 Prozent der Befragten Großen hatten damit bereits zu tun. Das bedeutet, dass diese Art von Delikten im Vergleich zur Situation vor zwei Jahren – dem Zeitpunkt der vorigen Befragung – um 50 Prozent zugenommen hat.

Gefahren werden massiv unterschätzt

Bemerkenswert ist diese Zahl insofern, als gerade Großunternehmen das Risiko, angegriffen zu werden, massiv unterschätzen: Lediglich 23 Prozent von ihnen befürchten einen Angriff, mehr als drei Viertel wähnen sich also in (trügerischer) Sicherheit.

Autozulieferer Leoni um 40 Millionen Euro geprellt

Wie gefährlich solche Arglosigkeit sein kann, beweist ein aktueller prominenter Fall: Der große Autozulieferer Leoni aus Nürnberg gab im August bekannt, um 40 Millionen Euro geprellt worden zu sein. Nach Unternehmensangaben nutzten die Ganoven gefälschte Dokumente und Identitäten, um über „elektronische Kommunikationswege“ an das Geld zu kommen.

Offensichtlich hatte sich jemand als Leoni-Mitarbeiter ausgegeben, behauptet, besondere Befugnisse zu haben und unter diesem Vorwand unterschiedliche Geschäftsvorgänge zum eigenen Nutzen ausführen lassen.

Die Masche erinnert ein wenig an den populären „Enkeltrick“, bei der Betrüger alte Leute anrufen, sich als Verwandte ausgeben und anschließend Geld überweisen lassen. Nur dass der Leoni-Betrüger eben behauptet hat, statt Verwandter eine Art Chef zu sein, dessen Anweisungen Folge zu leisten sei.

Ein Leser von Spiegel Online schrieb zu diesem Fall sehr passend, die Masche ziehe nur, „wenn alle Mitarbeiter einschließlich Revision einen gepflegten Schlaf haben und niemand sich traut, den ‚Chef‘ gezielt anzusprechen, woher er seine Vollmachten hat.“

Am gefährlichsten sind die eigenen Mitarbeiter

So skurril der Fall Leoni ist: Mehrheitlich entstehen die Schäden anders. Größte Tätergruppe sind laut KPMG-Studie die eigenen Mitarbeiter mit 84 Prozent der Nennungen. Diese stecken bei ihren Taten sehr häufig mit Externen unter einer Decke.

Boston Consulting Group: Deutsche fühlen sich beim Datenschutz belogen

Der Handel mit angeblich anonymisierten Daten boomt. Und die Mehrheit der deutschen Verbraucher bezweifelt, dass damit ordentlich umgegangen wird.

Datenschutz liegt den Deutschen am Herzen. Egal ob Linkedin, Twitter oder Yahoo – Verbraucher wollen ihre sensiblen Daten gesichert wissen. Doch Unternehmen scheinen dieses Bedürfnis zu unterschätzen und ahnen nicht welche weitreichenden Konsequenzen Datenmissbrauch für sie ­haben kann: 71 Prozent der Deutschen würden einem Unternehmen, dem sie nicht vertrauen, den Zugriff auf ihre Daten verweigern. Das geht aus der Verbraucherstudie »Big Data & Trust Consumer Survey« der Boston Consulting Group (BCG) hervor. Dazu befragt wurden 8.000 Konsumenten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA. Des weiteren schätzt die BCG den potenziellen Umsatzrückgang im Jahr nach dem Bekanntwerden eines Missbrauchs auf bis zu acht Prozent. Im zweiten Jahr sind Einbußen von bis zu fünf Prozent denkbar.

»Datenschutz ist für Verbraucher eine ernste Angelegenheit. Mit jedem bekannt werdenden Missbrauch steigt die allgemeine Verunsicherung. Gelingt es den Unternehmen jetzt nicht, nachhaltig Vertrauen zu schaffen, wird es zunehmend schwieriger für sie, das enorme wirtschaftliche Potenzial ihrer Kundendaten zu nutzen«, erklärt Joachim Stephan, Senior Partner bei BCG und Experte für Technologie, Medien und Telekommunikation. Immerhin, so die BCG, betrage das weltweite Marktpotenzial sicherer Datennutzung etwa 940 Milliarden Euro pro Jahr bis 2020. Dass die Verbraucher verunsichert sind, zeigt sich auch darin, dass sich mehr als die Hälfte der Deutschen bei der Verwendung ihrer Daten von den Unternehmen belogen fühlen und bezweifeln, dass Unternehmen korrekt mit den überlassenen Daten umgehen.

Hälfte der Deutschen ist misstrauisch

So geht aus der Umfrage hervor, dass die Hälfte der Deutschen einen Datenmissbrauch befürchten. Noch misstrauischer sind die Franzosen mit 62 Prozent, gefolgt von Spanien (57 Prozent) und Großbritannien mit 53 Prozent. In den USA und Italien hingegen herrscht etwas weniger Skepsis. Besonders groß sind die Zweifel deutscher Kunden gegenüber sozialen Medien, Suchmaschinen und Mobilfunkanbietern. Als besonders sensible Daten gelten vor allem Finanz- und Steuerangelegenheiten sowie Kreditkarten-daten, aber auch Informationen über Ehepartner und Kinder sowie Gesundheitsdaten.

»Unternehmen unterschätzen die Bedeutung der Transparenz bei der Datennutzung. Zum Vertrauensbruch reicht es bereits, wenn Verbraucher merken, dass ihre preisgegebenen Daten für einen anderen Zweck genutzt werden als ursprünglich gedacht – also statt für einen Einkauf im Netz etwa auch für Marketingzwecke«, führt Stephan aus. Viele Verbraucher werten es beispielsweise als Vertrauensbruch, wenn die von ihnen preisgegebenen Daten für andere Zwecke als ursprünglich gedacht verwendet werden.Eine deutliche Diskrepanz zwischen Unternehmen und Verbrauchern gibt es auch bei der Einstufung elementarer Aktivi-täten. So gingen bei einer Befragung von 140 Unternehmen aus acht Branchen etwa 40 Prozent davon aus, dass es nicht ­nötig sei, die Kunden vor einer Personalisierung des Angebots um Erlaubnis zu fragen, während 88 Prozent der Verbraucher dies jedoch erwarteten.

Auch auf rechtlicher Seite müssen sich Unternehmen mit dem Thema auseinandersetzen, denn ab Mai 2018 werden Auskunftsrechte der Kunden, ihr Recht auf Datenlöschung und das Recht auf Datentransportabilität gestärkt. Dann tritt die EU-Datenschutz-Grundverordnung in Kraft und bildet die Grundlage für einen einheitlichen Datenschutz in allen 28 EU-Staaten.

BITKOM: Leitfaden zur Übermittlung personenbezogener Daten – Inland, EU-Länder, Drittländer – wurde in der Version 1.1 veröffentlicht

​Durch das EuGH Urteil zu Safe Harbor im Herbst 2015 und die sich hinziehenden Verhandlungen zum Nachfolger Privacy Shield bis zum Sommer diesen Jahres gab es einige Verunsicherung hinsichtlich der Voraussetzungen für Datentransfers in die USA und andere Drittstaaten.

Der schon länger bestehende Leitfaden zur »Übermittlung personenbezogener Daten – Inland, EU-Länder, Drittländer« gibt einen Überblick, was generell bei Datenübermittlungen zu beachten ist. Er wurde nun aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf Basis der geltenden Rechtslage aktualisiert. Weiterhin wurden Ausblicke auf die Rechtslage nach der Datenschutz-Grundverordnung eingefügt. Der Leitfaden soll für die Zeit bis zum 25. Mai 2018 Orientierung bieten. Rechtzeitig vor diesem Datum wird es eine weitere Überarbeitung – dann komplett auf Basis der EU-Verordnung geben.

Der Leitfaden ist beim BITKOM kostenlos hier erhältlich:
https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Uebermittlung-personenbezogener-Daten-Inland-EU-Laender-Drittlaender-2.html

BSI veröffentlicht Mindeststandard „Schnittstellenkontrolle“

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat einen Mindeststandard nach § 8 BSI-Gesetz (BSIG) zum Thema „Schnittstellenkontrolle“ veröffentlicht. Der Mindeststandard „Schnittstellenkontrolle“ regelt die Absicherung von Schnittstellen von IT-Systemen und macht Vorgaben zu Einsatz und Eigenschaften entsprechender Softwarelösungen für die Bundesverwaltung. Der Mindeststandard richtet sich vornehmlich an IT-Sicherheitsbeauftragte und IT-Verantwortliche in der Bundesverwaltung, steht darüber hinaus jedoch auch für andere Institutionen in Wirtschaft und Gesellschaft sowie für die Verwaltung in den Ländern und Kommunen zur Verfügung.

Schnittstellen wie USB-Anschlüsse bergen Risiken für den Einfall von Schadsoftware und unerwünschten Abfluss von Informationen. Mobile Datenträger wie USB-Sticks und SD-Karten sowie Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets sind im geschäftlichen und privaten Bereich weit verbreitet. Eine unbedachte Nutzung – entgegen etwaiger interner Sicherheitsrichtlinien – kann ein Risiko für die gesamte IT-Infrastruktur einer Behörde, eines Unternehmens oder einer sonstigen Institution darstellen. Zwei grundsätzliche Forderungen sind daher im Mindeststandard umgesetzt:

  • Schnittstellen sind auf IT-Systemen der Bundesverwaltung angemessen zu schützen.
  • Eingesetzte Schnittstellenkontrollen haben bestimmte Mindestsicherheitsanforderungen zu erfüllen. Diese Anforderungen schützen dabei sowohl vor der generellen Nutzung nicht genehmigter Geräte, als auch vor der unsachgemäßen Nutzung genehmigter Geräte.

Der Mindeststandard „Schnittstellenkontrolle“ steht hier zum Download zur Verfügung.

Yahoo: Daten von über einer Milliarde Nutzern gestohlen

Der im September bekannt gewordene Datenklau bei Yahoo war nicht der größte aller Zeiten: Bereits ein Jahr zuvor wurden beim Internet-Konzern mehr als eine Milliarde Datensätze abgegriffen, wie sich jetzt herausstellt.

Yahoo ist einer der ältesten Internet-Konzerne und die meisten Internet-Nutzer haben in ihrem Leben wohl schon einmal einen Account bei einem der zahlreichen Yahoo-Dienste besessen. Dementsprechend sitzt das Unternehmen auf Bergen von Datensätzen und ist ein attraktives Ziel für Hacker – die offenbar schon mehrmals erfolgreichen große Datenmengen erbeuten konnten. Erst im September musste Yahoo einen Hack aus dem Jahr 2014 einräumen, der mehr als 500.000 User betraf. Wie sich nun zeigt, geht es aber auch noch eine Nummer größer: Bereits 2013 gerieten mehr als eine Milliarde Datensätze in die falschen Hände.

Im November dieses Jahres bekam Yahoo demnach von den Behörden Dateien überreicht, von denen Dritte behaupteten, es handele sich um Daten von Yahoo-Nutzern. Nach der Analyse bestätigte sich dieser Verdacht. Wahrscheinlich im August 2013 hätten Unbekannte Daten gestohlen, die zu mehr als einer Milliarde Yahoo-Accounts gehören, heißt es beim Internet-Konzern. Man sei nicht in der Lage gewesen nachzuvollziehen, wie ihnen das gelungen war, glaube aber, der Vorfall stehe nicht mit dem im September bekannt gewordenen in Verbindung. Zu den entwendeten Daten zählen Namen, Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten sowie Passwort-Hashes und in einigen Fällen auch die Sicherheitsfragen und -antworten. Passwörter im Klartext, Kreditkartendaten und Bankinformationen wurden wahrscheinlich nicht entwendet. Yahoo zufolge werden die potenziell betroffenen Nutzer benachrichtigt und müssen ihr Passwort ändern. Die Sicherheitsfragen und -antworten sind nicht mehr gültig.

Inwieweit der neuerliche Sicherheitsvorfall die Übernahme von Yahoo durch Verizon gefährdet, bleibt abzuwarten. Bereits nach Bekanntwerden des 2014er Datenklaus gab es Nachverhandlungen – nun will Verizon den Kauf erneut prüfen.

VZBV: Datenschutz-Niveau darf nicht abgesenkt werden

vzbv kritisiert Gesetzentwurf zur Anpassung des deutschen Rechts an die Datenschutz-Grundverordnung

  • Gesetzentwurf aus Verbrauchersicht größtenteils inakzeptabel.
  • Verbraucher dürfen in Deutschland nicht schlechter gestellt sein als in anderen EU-Mitgliedsstaaten.
  • vzbv fordert, das derzeitige Datenschutz-Niveau in Deutschland mindestens zu erhalten

Das Datenschutz-Niveau in Deutschland darf nicht durch die Anpassung des nationalen Rechts an die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) abgesenkt werden. Das fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in seiner Stellungnahme zum Gesetzentwurf, den das Bundesministerium des Innern (BMI) im November vorgelegt hat.

„Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf würden Verbraucher in Deutschland künftig datenschutzrechtlich deutlich schlechter gestellt als Verbraucher in anderen EU-Mitgliedsstaaten“, kritisiert Klaus Müller, Vorstand des vzbv.

Entwurf in Teilen europarechtswidrig

Der Entwurf bleibt nach Ansicht des vzbv nicht nur hinter den Datenschutzstandards der europäischen Datenschutz-Grundverordnung zurück, sondern auch hinter dem aktuellen Bundesdatenschutzgesetz. „Das Bundesinnenministerium handelt entgegen früherer Zusagen der Bundesregierung, den hohen deutschen Datenschutzstandard zu erhalten“, so Müller. „Sollten die Regelungen in ihrer derzeitigen Form beschlossen werden, würde dies zu einer massiven Verschlechterung von Verbraucherrechten führen. Das darf nicht sein.“

Die vom vzbv geforderten Regelungen zum Kreditscoring sind im Entwurf enthalten. Die Art und Weise, wie sie begründet werden, sei jedoch unzulässig. Denn der jetzige Wortlaut stelle ein Einfallstor für weitere, nicht wünschenswerte Regelungen dar. Unternehmen könnten so legitimiert werden, den Nutzungszweck von erhobenen Daten zu ändern – also diese beispielsweise an Dritte weiterzugeben oder anderweitig ohne Zustimmung der Betroffenen zu verwenden. „Dies ist nicht nur absolut inakzeptabel, sondern sogar europarechtswidrig“, betont Müller. Der vzbv fordert, dass Daten von Verbrauchern nur für festgelegte, eindeutige und legitime Zwecke erhoben und weiterverarbeitet werden dürfen. Verbraucher, die beispielsweise Fragen zu ihrem Kreditscoring haben oder damit nicht einverstanden sind, hätten im vorliegenden Entwurf weniger Rechte. Die Möglichkeiten der Information, Auskunft oder Löschung ihrer Scoringdaten würde künftig in unverhältnismäßiger Weise eingeschränkt werden.

Kabinettsbeschluss im Januar erwartet

Die Frist für Stellungnahmen ist am 7. Dezember 2016 abgelaufen. Der vorliegende Referentenentwurf ist nun Gegenstand weiterer Beratungen im Ressortkreis. Ein Kabinettsbeschluss ist für Januar 2017 geplant. Der vzbv wird den Prozess kritisch begleiten.

Alle Forderungen und Anmerkungen zum Gesetzentwurf finden Sie in der Stellungnahme des vzbv zum Download.